1. Dramapädagogik im Fremdsprachenunterricht: Alles nur Theater?

Bei der ersten Auseinandersetzung mit diesem Thema begegnet man einer Vielzahl von Begriffen wie zum Beispiel „Darstellendes Spiel“, „Dramapädagogik“, „Simulation“, „Szenisches Spiel“, „Theaterpädagogik“ oder „Performatives Lehren und Lernen“ usw. In dieser Publikation verwenden wir den Begriff Dramapädagogik (Drama in Education), der aus den ersten englischsprachig erschienen Publikationen zu diesem Thema stammt und den wir wie folgt von der Theaterpädagogik unterscheiden:

Dramapädagogik

  • dient einem pädagogischen Zweck, prozessorientiert (Körper-, Gruppen, Selbstwahrnehmung, Sprachentwicklung),
  • hat einen fremdsprachendidaktischen Zweck.
  • zielt auf die Verbesserung der fremdsprachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten und die Entfaltung der Ausdrucksmöglichkeiten durch den Einsatz von dramapädagogischen Verfahren.
  • weist dem Prozess des Spielens einen höheren Stellenwert zu als dem herzeigbaren Produkt, daher eher prozessorientiert.

Theaterpädagogik

  • ist Mittel zum Theaterzweck (Dramenanalyse / Aufführungsbesuch / Aufführungsanalyse, eigene Aufführung)
  • fördert die pädagogisch motivierte Auseinandersetzung mit der Kunstform Theater
  • stellt die Vermittlung ästhetischer Ausdrucksmöglichkeiten in den Mittelpunkt und hat meist die Inszenierung eines Theaterstücks / einer Szene zum Ziel, daher meist produktorientiert.

Um die Lernmotivation und das Interesse der Schüler:innen aufrechtzuerhalten, ist es von großer Bedeutung, den Unterricht lebendig und interaktiv zu gestalten. Eine effektive Methode, dieses Ziel zu erreichen, ist die Integration von dramapädagogischen Verfahren in den Fremdsprachenunterricht. Die gute Nachricht ist, dass es nur weniger Veränderungen bedarf, um den klassischen Unterricht mit dieser kreativen und handlungsorientierten Methode zu bereichern.

Traditionell liegt der Fokus im Fremdsprachenunterricht oft auf der kognitiven Aktivierung der Schüler:innen. Wesentliche Aspekte wie Körperlichkeit, Stimme, Emotionen und Bewegung treten dabei in den Hintergrund. Doch durch die Einbeziehung dramapädagogischer Elemente kann der Unterrichtsraum in eine Bühne verwandelt werden. Die Schüler:innen werden aktiv in den Lernprozess einbezogen: Indem wir ihnen die Möglichkeit geben, in die Rolle von Charakteren zu schlüpfen, Dialoge nachzuspielen oder eigene Szenen zu entwickeln, schaffen wir eine authentische und motivierende Lernumgebung.

Die Vorteile des dramapädagogischen Ansatzes im Fremdsprachenunterricht sind vielfältig. Zum einen ermöglicht er den Schüler:innen, die Sprache in einem  realitätsnahen Kontext anzuwenden und somit ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Zum anderen fördert er die Kreativität, das Selbstvertrauen und die soziale Kompetenz der Lernenden. Durch die Zusammenarbeit und das gemeinsame Spiel in Rollen entwickeln die Schüler:innen Teamgeist und lernen, sich in andere hineinzuversetzen.

Es mag zunächst etwas herausfordernd erscheinen, den Unterrichtsstoff mit dramapädagogischen Verfahren zu verknüpfen. Es bedarf jedoch nur kleiner Anpassungen, um den Mehrwert dieser Verfahren zu nutzen. Zum Beispiel können Rollenspiele eingesetzt werden, um bestimmte Situationen oder Themen zu veranschaulichen. Die Lernenden können kurze Dialoge schreiben und aufführen oder in Gruppen Lektionstexte „inszenieren“.

In diesem Beitrag möchten wir Ihnen praktische Tipps und Anregungen geben, wie Sie dramapädagogische Methoden in Ihren Fremdsprachenunterricht integrieren können. Wir stellen verschiedene Übungen und Aktivitäten vor, die den Unterricht lebendiger gestalten und das Sprachenlernen auf spielerische Weise fördern. Im vierten Schritt unterbreiten wir Inszenierungsvorschläge für eine bekannte Erzählung (bzw. Fabel), deren Umsetzung am Ende des zweiten Lernjahres möglich ist. Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen bei der Umsetzung mit uns teilen würden.